Brennendes Wasser by Lukas Erler

Brennendes Wasser by Lukas Erler

Autor:Lukas Erler [Erler, Lukas]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-01T04:00:00+00:00


26

Denver, Colorado, USA

Das Denver Police Department – District 3 am University Boulevard war ein moderner, grau verspiegelter Bürokomplex mit einem auffälligen Glasturm, der eine schräge, futuristisch anmutende Dachkonstruktion aufwies. Gillian hatte sich dafür entschieden, genau dieses Department aufzusuchen, weil sie den District Commander Philipp Salinas von einem früheren Fall her persönlich kannte, doch sie hatte Pech auf der ganzen Linie. Der Commander war dienstlich in Washington, sein Stellvertreter hatte sich krank gemeldet und so kam es, dass Gillian nach einer kleinen Odyssee durch das ganze Gebäude schließlich Detective Derek Petersen gegenübersaß. Petersen war ein farbiger, sehr großer und beleibter Beamter, der offensichtlich nicht verstand, was sein Gegenüber von ihm wollte, und gerade seine gute Laune verlor. Zweimal hatte er schon auf seine Armbanduhr geschaut und angedeutet, dass sein Feierabend bereits angebrochen war. Trotzdem hatte er sich geduldig angehört, was Gillian ihm vorspielte. Jetzt verschränkte er die Hände im Nacken und lehnte sich zurück.

»Also, Sie behaupten, diese Aufnahme sei Ihnen von jemandem, den Sie kennen, zugespielt worden. Wer das ist, wollen Sie aber nicht sagen, weil die betreffende Person Angst hat, wegen der illegalen Abhöraktion belangt oder bedroht zu werden. Richtig?«

»Richtig!«

»Sie sagen weiterhin, das Gespräch sei in den Geschäftsräumen einer großen Firma in Toronto aufgenommen worden. Um welches Unternehmen es sich handelt, wollen Sie ebenfalls für sich behalten. Wenn wir in Toronto anrufen und unsere kanadischen Kollegen bitten würden, dieser Firma auf den Zahn zu fühlen, würde Ihr Informant dort sofort in Schwierigkeiten kommen. Ist es das, was Sie befürchten?«

»Ja!«

»Weil der Kreis der Leute, die Gelegenheit hatten, dieses Gespräch abzuhören, vermutlich sehr klein ist?«

Gillian nickte.

»Okay, Sie kommen also mit einer Aufnahme hierher, von der Sie denken, dass auf ihr die Vorbereitung einer schweren Straftat zu hören ist. Aber Sie halten alle Informationen über die Personen zurück, die sich dort unterhalten. Was für eine Anwältin sind Sie eigentlich? Es muss Ihnen doch klar sein, dass Sie sich mit diesem Vorgehen juristisch auf sehr dünnem Eis bewegen. Soll ich Ihnen die Paragrafen aufzählen, die da ins Spiel kommen? Vor allem aber: Wenn Sie nicht Klartext reden wollen, was wollen Sie dann von uns?«

Gillian rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her. Petersen hatte das Widersprüchliche an der ganzen Angelegenheit in einem Satz auf den Punkt gebracht. Wie und warum sollte die Polizei in dieser Sache irgendetwas unternehmen, wenn man ihr gleichzeitig alle wichtigen Informationen vorenthielt?

Das Gespräch verlief genauso schlecht, wie Gillian befürchtet hatte. Nach dem Telefonat hatte sie eine Stunde auf dem Sofa gesessen und gegrübelt, wie sie Sally helfen konnte, ohne dabei Dinge preiszugeben, die diese unweigerlich in die Schusslinie brachten. Zunächst einmal hatte sie sich dafür entschieden, der Polizei nur das Gespräch zwischen Coldstone und Reno, nicht aber die Aufnahme von Coldstones Telefonat nach Brüssel vorzuspielen, weil auf dieser die Namen O’Banion, Reno, Coldstone sowie der Name der Firma in Toronto zu hören waren. Diese Trumpfkarte konnte man immer noch ausspielen, wenn Sally in Sicherheit war. Darüber hinaus war ihr nichts anderes eingefallen, als eine der wenigen guten Beziehungen, über die sie in Denver verfügte, spielen zu lassen.



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